Bourbon Street Jazzband Frenkendorf

IN MISSION FOR DIXIELANDJAZZ

Textfeld: Der Mann mit der Posaune

Mit seiner Dixieland-Band hat Marcel Langel
Geschichte geschrieben.
Mit einem Buch macht er sie nun jedermann zugänglich.


VON DANIEL AENISHÄNSLIN
69 Jahre alt ist Marcel Langel und ein lebendes Stück Jazz-Geschichte. Beinahe ein halbes Jahrhundert war der Mann mit der Posaune Bandleader der Frenkendörfer Combo Bourbon Street Jazzband». Er beerdigte sie 2004. Dem Jazz wie auch der Band ist er bis heute verbunden geblieben. Der Beweis liegt nun in Buchform vor: «Chronik einer Amateurjazzband».

GERNE WÄRE Langel Profimusiker geworden. «Das wäre ein Traum gewesen», sagt er, «aber die meisten von uns  hatten schon jung eine Familie und verdienten gut in ihrem Beruf». Die Musiker jener Zeit dagegen lebten oft von der Hand in den Mund. Auch Marcel Langel ging den sicheren Weg.
    Meistens zumindest. Doch es gibt auch Brüche in seiner Biografie. Seiner Musik ist er bis heute treu geblieben. Seit er sich 1957 die Platte
«Firehouse Five Plus Two Goes To Sea» erstand, fliesst auch Dixieland-Jazz durch seine Adern. Beruflich hingegen veränderte er sich immer wieder.
    Vater Hugo besass ein mehr als solides Malergeschäft. Deshalb musste Sohn Marcel Maler lernen – statt das Konservatorium zu besuchen. Mit 27 schmiss er nach
«unüberwindbaren» Differenzen mit seinem Vater den Malerjob hin, wechselte zu Henkel, wo er bald die EDV-Abteilung leitete. Dieser Job erforderte durch die stürmische Entwicklung der EDV viel Einsatz und Anwesenheit in der Firma.
   
«Ich habe mich übernommen, zu viel gearbeitet, bis ich krank wurde», blickt Langel zurück. Das war 1992. Er schaffte einen weiteren wichtigen «Turnaround» in seinem Leben. Er liess seinen Job sausen und joggte durch die Wälder. «Seither geht es mir gut». Seither meidet er deswegen Computer und Mobiltelefone. Noch einmal sattelte Langel um. Heute handelt er in Sissach mit Briefmarken, Karten und Stichen, rahmt Bilder.
    Als in den 69er-Jahren die Beatles und die Rolling Stones auf den Plan traten, erlebten sie im grossen Stil, was den Jazzern der
«Bourbon Street Jazzband» schon ein paar Jahre zuvor widerfahren war. Konservative Lager brachten ihnen wenig Verständnis entgegen und lehnten ihre Musik ab. «In ihren Augen machten wir Negermusik», blendet Langel zurück. Der Nazionalsozialismus hatte 20 Jahre zuvor Jazz den Stempel «entartete Musik» aufgedrückt.

DOCH DIE ZEITEN sollten sich ändern. Lange Zeit hatten viele  die Jazzmusiker nur gehört. Schallplatten, Radio und amerikanische Touristen hatten den Jazz nach Europa exportiert. Nun waren aber immer mehr Jazzbands  auch auf der Bühne zu sehen. «Das war ausschlaggebend», sagt Langel, «die Leute hatten plötzlich Freude an unserer Musik».
    47 Jahre hielt Marcel Langel die eigene Freude an der
«Bourbon Street Jazzband» aufrecht. Als einziger. 36 Bandmitglieder prägten in dieser Zeit die Geschichte der Frenkendörfer Formation. Darunter befanden sich auch bekannte Namen wie Däni Tobler oder Bernhard Baumgartner, der später auf der Bühne und im Fernsehen grosse Bekanntheit erlangte.

DER BEKANNTESTE unter ihnen dürfte aber jener sein, der 1974 noch glatt als Jesus-Double durchgegangen wäre. Langel legte eine CD en. Ein Tondokument, auf dem man den Mann mit wallendem Haar und Bart einen Klassiker singen hört. Damals in Lörrach sang Reto Borer «Down By The Riverside». Heute nennt er sich Bo Katzman und zelebriert korrekt frisiert, perfekt rasiert Gospelmusik.
    47 Jahre lang hat Langel Fotos, Zeitungsberichte und vieles mehr gesammelt. Zwei Jahre waren nötig, diese in die
«Chronik einer Amateurjazzband» zu verwandeln: «Etwas zu tun, das eine Herausforderung darstellt, hält jung».

Marcel Langel hat einen Weg mit viel Hindernissen hinter sich gebracht– ein Blick zurück

Zeitungsbild vom Liestaler Sommernachts-fest 1990:  Marcel Langel voll in Fahrt.

Bandleader Marcel Langel


Ein Stück Geschichte

Ein wunderbares Buch zum Stöbern hat Marcel Langel mit seiner gross-formatigen «Chronik einer Amateur Jazzband» geschaffen. Es zeigt auf 436 Seiten nicht nur die Entwicklung der «Bourbon Street Jazzband», sondern die einer ganzen Subkultur im Baselbiet über einen Zeitraum von fünf Jahrzehnten. Viele Bilder und Zeitungsartikel lassen einen nachempfinden, wie die Bedeutung des Dixieland zunahm und wieder schwand.
Ein echtes Geschichtsbuch.   (DA)